Die Wertvorstellungen der Nachfolger in Familienunternehmen sind anders als die ihrer Vorgänger. Wie tickt die junge Generation? Und wie möchte sie ihr Vermögen investieren?

Die Gründergeneration der Nachkriegszeit tritt ab. Laut Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn (IfM) stehen im Zeitraum von 2018 bis 2022 rund 150.000 Familienunternehmen in Deutschland zur Übergabe an. Überwiegend sollen Unternehmen an die eigenen Kinder bzw. an Familienmitglieder übertragen werden.

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Dr. Rudolf Apenbrink ist Vorstand Private Banking und Asset Management bei HSBC Deutschland.

 

Foto: HSBC Deutschland

Verschiedene Generationen haben oft unterschiedliche Werte und Lebenskonzepte. Das gilt auch für die den Babyboomern nachfolgenden Generationen. So unterscheidet die Sozialforschung zwischen der Generation X (in Deutschland etwa Jahrgang 1965 bis 1980), der Generation Y (1981 bis 1999) und der Generation Z (ab 2000). Sie unterscheiden sich in Details, doch ihre Gemeinsamkeiten überwiegen:

 

  • wachsende Internationalität: Ausbildung mit Zielrichtung auf eine internationale Karriere
  • hoher Wissenstand: bestens ausgebildet und informiert
  • Technologie-Affinität: starke Nutzung von mobilen Endgeräten und Social Media
  • aktives Netzwerken: internationale Vernetzung zum Erreichen von Zielen
  • Verantwortung und Engagement: hohe Bedeutung von Nachhaltigkeitsgesichtspunkten im Privaten und Beruflichen

 

Es gibt eine weitere Gemeinsamkeit, die die Nachfolgegenerationen in Deutschland eint: An sie werden in den kommenden 15 Jahren rund 400 Milliarden Euro jährlich vererbt oder verschenkt – der größte Vermögenstransfer in der deutschen Geschichte. Ein Großteil dieses Vermögens wird innerhalb von Unternehmerfamilien übertragen. Das Erbe umfasst häufig auch ein überdurchschnittlich großes Privatvermögen.

 

Die Studie „Essence of Enterprise“, in der HSBC weltweit Unternehmer verschiedener Generationen zu ihren Zielen befragte, ergab unter anderem, dass rund zwei Drittel der jungen Unternehmer einen messbaren sozialen oder ökologischen Beitrag liefern möchten. Zudem lassen sie sich deutlich mehr motivieren von ihrem positiven Einfluss auf ihr Umfeld, als dies ihre Vorgänger getan haben.

Investieren für eine bessere Zukunft

Dem Marktreport des Forums Nachhaltige Geldanlagen zufolge hat der Markt für nachhaltige Anlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz inzwischen ein Volumen von mehr als 340 Milliarden Euro erreicht. Anleger wünschen sich nachhaltige Investments und können aus einer wachsenden Zahl von Konzepten und Produkten auswählen. Weitverbreitet ist z.B. die Strategie, bestimmte Branchen wie etwa die Waffen- und Tabakindustrie auszuschließen. Eine weitere Strategie ist der Best-in-Class-Ansatz, bei dem Aktiengesellschaften oder Anleiheemittenten für Fonds ausgewählt werden, die in ihrem Konkurrenzumfeld bestimmte Nachhaltigkeitskriterien am besten erfüllen. Ein dritter Weg ist die Integration von ESG-Kriterien in die Unternehmensanalyse. Dabei wird der Umgang des Unternehmens mit Umwelt- (Environmental), Sozial- (Social) und Managementthemen (Governance) überprüft.

 

Ein Vorurteil ist in diesem Zusammenhang widerlegt. Gleichgültig, welche Nachhaltigkeitskriterien an die Auswahl der Anlageprodukte angelegt werden – ein Rendite-Vernichter ist die Beachtung derartiger Kriterien schon lange nicht mehr. Vielmehr bekommt das „magische Dreieck der Vermögensverwaltung“ eine weitere Ecke: Neben die Eckpfeiler Rendite, Risiko und Liquidität tritt jetzt noch die Nachhaltigkeit. Sie wird zunehmend ein Erfolgsfaktor sowohl für Unternehmen als auch für Anleger, die in diese Firmen investieren.

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