„Next Gens – zwischen Erbe und Idealismus“, so lautet der Titel einer aktuellen Studie. Am Beispiel von Patrick Knodel wird deutlich, worauf es der nächsten Unternehmergeneration ankommt.

Im Jahr 2022 veröffentlichte das Philanthropie-Beratungshaus PHINEO zusammen mit der WHU – Otto Beisheim School of Management eine Studie, die das soziale Engagement der jungen Generation von Unternehmensnachfolgern untersucht. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit von Patrick Knodel, Sohn des PANDION-Vorstands Reinhold Knodel. Dessen Immobiliengruppe entwickelt seit 2002 zahlreiche architektonisch anspruchsvolle Gebäude in ganz Deutschland, unter anderem die bekannten Kölner Kranhäuser, die seit 2011 das Panorama der Domstadt mitprägen.

„Was machst du eigentlich?“

Patrick Knodel erzählt die Gründungsgeschichte der knodel foundation, die er als Vorstand leitet. Er habe regelmäßige mit dem Vater über die Spannungen zwischen Arm und Reich auf der Welt diskutiert: „Daraus ist die Idee zur Stiftungsgründung entstanden. Er sagte: ‚Du redest immer – aber was machst du eigentlich? Jetzt gründen wir ’ne Stiftung, und dann kannst du mal zeigen, dass du auch was verändern kannst.‘“

Martin Block, Leitung Stiftungen und Visa, Engagement Global gGmbH

Martin Block, Leitung Stiftungen und Visa, Engagement Global gGmbH / Foto: Engagement Global

Im Jahr 2017 gründete die PANDION AG die Stiftung und stattete sie mit einer jährlichen Zuwendung von 500.000 Euro aus. Inzwischen spendet das Unternehmen der Stiftung sogar eine Million pro Jahr, verdoppelt alle externen Spenden und übernimmt sämtliche Verwaltungskosten, was die offensichtliche Zufriedenheit von Vater Reinhold mit der Arbeit seines Sohnes dokumentiert.

Dieser hat fünf Förderbereiche definiert – von Bildung über gemeinwohlorientiertes Wirtschaften bis hin zu zukunftsfähigen Lebensräumen –, die er mit Partnerorganisationen vor allem in Afrika und Asien umsetzt. Dabei verfolgt Patrick Knodel einen „systemischen Wandel. Es geht darum, dass wir innovative Konzepte fördern wollen, die einen langfristigen Unterschied für die Menschen vor Ort, für die Gesellschaft insgesamt und für unseren Planeten machen. Im globalen Süden unterstützen wir benachteiligte Menschen dabei, sich nachhaltige und selbstbestimmte Lebensgrundlagen aufzubauen. In Deutschland wiederum engagieren wir uns für eine inklusive Wirtschaft, ein besseres Verständnis für globale Zusammenhänge und ein zeitgemäßes und humanes Bildungssystem.“

Dabei geht die Stiftung auch unkonventionelle Wege, etwa indem sie ihre Partnerorganisationen über mehrere Jahre und nicht nur punktuell unterstützt sowie auch Personalkosten deckt. Dies ist wichtig, da gerade kleine und innovative NGOs oft mangels Personalbudget nicht die Fachleute bekommen, die sie bräuchten, um ihr volles Potential auszuschöpfen und ihren Ansatz zu skalieren. „Wenn wir schon ein langes Vertrauensverhältnis haben und uns selbst von der positiven Wirkung des Ansatzes überzeugen konnten, dann fördern wir auch die Organisation insgesamt. Bis dahin fördern wir auf Projektebene für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren.“

Eine perfekte Symbiose

Unter den vielfältigen Projektpartnern sind innovative Bildungsstätten wie die Kabakoo Academies in Mali, deren Lernende traditionelles Wissen mit Hightechanwendungen verbinden und soziale und ökologische Probleme in dem Sahel-Staat angehen. Umweltfreundliche und produktive Anbaumethoden unterstützt die knodel foundation in Äthiopien, Indonesien und Uganda. In Mischkulturen von Bäumen mit Landwirtschaft gedeihen Kakao, Gemüse und Nüsse. Die Bäume verhindern Erosion, reichern den Boden mit Nährstoffen an, spenden Schatten und schützen das Mikroklima gegen Hitzewellen. Dadurch wird Biodiversität erhalten und die
Kleinbauern können ihr Einkommen steigern – eine perfekte Symbiose.

„Am Anfang fand ich viele meiner Partner über Empfehlungen. Irgendwann habe ich eine Website erstellt, ich war auf vielen Panel-Diskussionen, es gab einige Artikel in Magazinen, Podcast-Interviews und Linkedin-Beiträge. Durch die Aufmerksamkeit habe ich viele Anfragen bekommen. Dank unseres stetig wachsenden Netzwerks und all der gesammelten Erfahrung über die vergangenen Jahre sind wir heute auch oftmals dazu übergegangen, vielversprechende Projekte aktiv zu identifizieren,“ schildert Patrick Knodel seine Projektakquise. „Das macht die Förderauswahl umso schwerer, denn es gibt immer mehr wirkungsvolle Projekte als vorhandene Fördermittel. Für unseren Stiftungszweck haben wir eine Million Euro im Jahr garantiert, die aber zum Beispiel für dieses Jahr bereits ausgeschöpft ist. Wir geben den Projektpartnern Sicherheit durch die langfristige Finanzierung und brauchen daher auch selbst weitere Dauerspender.“

Patrick Knodel: Geboren mit Helfersyndrom

Angetrieben zu seinem Engagement wird Patrick Knodel aus zwei Gründen: „Ich bin mit Helfersyndrom geboren, das ist vielleicht auch Teil meiner schwäbischen, christlich geprägten Erziehung. Zudem habe ich durch Reisen sehr viel auf der Welt gesehen, das nicht zu dem passt, was ich in den Medien lese und was ich in der Schule und im BWL-Studium gelernt habe. Viele Dinge werden hier sehr verklärt und geschönt dargestellt, damit es für uns angenehmer aussieht. Dieser Kontrast wurde für mich irgendwann nicht mehr aushaltbar. Das war der Hauptanschub, und das ist er bis heute.“

Er erklärt „Glück per Geburt“ zum einzigen Grund, warum er sich engagieren kann: „Die krasse Ungerechtigkeit und das Missverhältnis in der Vermögensverteilung auf der Welt sind für mich die Wurzel allen Übels, inklusive Umweltzerstörung. Das fuchst mich unglaublich, und da will ich gegenwirken.“ Überall gebe es viele Menschen mit guten Ideen, die Probleme lösen könnten. Aber die wenigsten von ihnen hätten Zugang zu Kapital. Er habe Zugang zu Kapital, also versuche er, denen etwas zu geben, die sonst keines bekommen würden.

Neben der Stiftung engagiert sich Knodel mit der PANDION INNOVATION for IMPACT GmbH an der Grenze zwischen Gewinnabsicht und Gemeinnützigkeit. Mit dieser Impact-Investment-Firma unterstützt er wirkungsvolle Start-ups („Zebras“): „Ich habe 17 Beteiligungen: 4 Fonds und 13 direkte Engagements in verschiedenen Bereichen. Das Kernthema ist die Kreislaufwirtschaft. Manche meiner Impact-Investments sind in Afrika, ein Kontinent mit riesigem Potential, der leider von den meisten Investoren komplett vernachlässigt wird. Dort und anderswo erhalten viele tolle Ventures kein Geld, da Geldgeber rar gesät sind: Family Offices scheiden aus, weil sie in engen Vorgaben denken, klassische VCs und Banken sowieso. Ich überlege mir schon lange, ob ich nicht freies Vermögen in der Stiftung schaffen oder eine separate Gesellschaft wie eine gGmbH gründen sollte, die explizit das Ziel hat, Sozialunternehmen mit günstigen Darlehen zu bedienen. Wirkungsvolle Ansätze kratzen oft an der Grenze zur Profitabilität, heute kommen als Geldgeber für sie fast nur ‚High Networth Individuals‘ in Frage, die auf Rendite zugunsten von Wirkung verzichten können.“

Dazu befragt, was er anderen philanthropisch motivierten NextGens mit auf den Weg geben würde, wenn sie sich international engagieren wollen, sagt Patrick Knodel: „Den globalen Süden selbst anschauen, um ein Bild von der Wirklichkeit zu bekommen. Geht dahin, redet mit Locals, redet mit lokalen Organisationen, fragt, was sie machen! Und dann, wenn man mit dem Fördern anfängt, kommt die Partnersuche. Sucht Leute, die das schon ein paar Jahre machen. Man muss nicht jeden Fehler selbst begehen, manche Learnings kann man sich vorab abholen.“

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