In den achtziger und neunziger Jahren investierten Anleger erfolgreich mit einem 60/40-Portfolio – 60 Prozent in Aktien, 40 Prozent in Anleihen. Der Gedanke dahinter: Aktien und Renten weisen einen diversifizierenden Effekt auf. Wenn Aktien schlecht performen, können Anleihen kompensieren und andersherum. Diese Mischung bot Anlegern attraktive Renditen bei in aller Regel geringer Volatilität.
Mit Beginn der Krisen haben Anleger mit einer klassischen 60/40-Portfolio-Aufteilung jedoch ein sattes Minus erlebt. Vor allem Value-, Size-, Momentum- und Growth-Aktien sind hier stärker betroffen. Zwar werden Aktien mit geringerer Volatilität und Qualitätsaktien weniger stark von Krisen getroffen, doch auch ihr Kurs sinkt während lang anhaltender Krisenzeiten. Längst ist es an der Zeit, diesen Portfolio-Mix zu überdenken, denn die Welt besteht nicht nur aus Aktien und Anleihen. Hier kommt Private Equity als Ergänzung oder sogar Alternative ins Spiel – diese Anlageform bietet nicht nur attraktive Renditen und Schutz vor Inflation, sondern bringt auch die besonders in Krisenzeiten notwendige Stabilität in das Portfolio.

Ersin Soykandar, Managing Director, FINVIA / Foto: FINVIA
Portfolio krisensicher aufstellen
Das Family Office FINVIA und das Handelsblatt Research Institute veröffentlichten 2022 die Studie „Wie steuern die Deutschen ihr Vermögen?“, die zeigt, dass die Mehrheit der vermögenden Deutschen hauptsächlich in Aktien und Immobilien investiert. Wer sein Portfolio jedoch gut diversifizieren möchte, sollte alle Anlageklassen berücksichtigen. Gerade vor dem Hintergrund niedriger Zinsen oder Börsenunsicherheiten aufgrund der Krisen der vergangenen Jahre gewinnen die privaten Märkte und damit die Einbindung alternativer Anlagen an Bedeutung. Jetzt sind vor allem das Potential und die zahlreichen Vorteile von Private Equity noch ersichtlicher.
Private Equity – die Fakten
Befragt wurden 300 Personen ab 18 Jahren mit einem Gesamtvermögen von mindestens 500.000 Euro, die zudem irgendeine Form von Geldanlageprodukt besitzen beziehungsweise nutzen, zum Beispiel Aktien, Bausparvertrag, Festgeld, Sparbuch oder einen ETF.
Anleger in Deutschland sind in Bezug auf alternative Anlagen (zum Beispiel Private Equity, Private Debt, Venture Capital) noch unsicher. Laut Studie gaben 36 Prozent der Befragten eine mangelnde Transparenz der Anlageklasse als Grund an. Dies wird damit begründet, dass viele Anleger alternative Anlageklassen und damit auch Private Equity zu wenig durchleuchten. Reinhard Panse, Chief Investment Officer der FINVIA Family Office GmbH, entkräftet dies, weil „ein in der Vergangenheit sehr guter Fondsmanager mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft gute Ergebnisse abliefern wird und die bisherige Performance der Private-Equity-Manager sehr wohl transparent ist“.
Die Studie zeige auch, dass „die Anleger auch deshalb so skeptisch sind, weil solche Investments in ein diversifiziertes Portfolio gehören. Denn nur wenige von ihnen glauben, dass sie in der Summe durch die Hereinnahme solcher Investments in ihr Portfolio profitieren“, erläutert Panse. Diversifikation ist also trotz der zahlreichen Krisen in den vergangenen Monaten und Jahren immer noch ein untergeordneter Aspekt in den Portfolios der meisten Deutschen. Das erklärt auch, weshalb rund 32 Prozent der Befragten alternative Investments als kostspielig erachten. Dabei wissen sie nicht, dass die Performance dennoch deutlich besser ist als bei allen liquiden Anlageformen mit geringeren Kosten.

Lothar Henning, Managing Director, FINVIA / Foto: FINVA
Bei Vermögenden besonders beliebt
Ganz anders sieht es bei den vermögenden Anlegern aus. Die sogenannten High-Net-Worth-Individuals (HNWI) investieren in alle gängigen alternativen Anlagen: Satte 16,8 Prozent entfallen dabei auf Private-Equity-Fonds, 16,2 Prozent auf Private-Equity-Beteiligungen. Vermögende Anleger erkennen also durchaus den großen Mehrwert und vor allem die Stabilität, die alternative Anlagen und vor allem Private Equity ihren Portfolios bieten.
Dieser Trend wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Das verwaltete Vermögen von alternativen Investments soll von 2020 bis 2025 um insgesamt etwa 60 Prozent wachsen. Dies macht durchschnittlich knapp 10 Prozent pro Jahr aus. Private Equity dürfte dabei mit 15,6 Prozent pro Jahr überdurchschnittlich zulegen und wird daher seinen Anteil an der gesamten Anlageklasse auf über 50 Prozent erheblich steigern.
Und die jährliche Rendite spricht für sich: Der von Cambridge Associates berechnete US Private Equity Index zeigt, dass Private Equity im 20-Jahres-Zeitraum bis Ende Juni 2021 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 13,5 Prozent erzielte. Im selben Zeitraum erreichte der Russel 2000 Index (als Maßstab für kleinere Unternehmen) durchschnittlich 9,9 Prozent pro Jahr, während der MSCI World mit 8,2 Prozent jährlich abschnitt. Der Vorteil von Private Equity liegt hier besonders auf lange Sicht. Während Aktien kurzfristig die Performance von Private Equity vor allem in Aufschwungsphasen schlagen können, gewinnt Private Equity aufgrund der geringeren Volatilität auf einen längeren Zeitraum gesehen das Rennen.
Die Vorteile von Private Equity auf einen Blick
Private Equity ist ein wichtiger Baustein für den strukturierten Aufbau eines Vermögens. Die amerikanische Universität Yale richtet seit mehr als 30 Jahren die strategische Asset-Allokation ihrer Stiftung an dieser Erkenntnis aus. Bis 1985 war die Vermögensverwaltung der Yale-Stiftung von Aktien dominiert. Die Rendite stimmte, doch die hohen Kursschwankungen an den Börsen brachten zu viel Unruhe in das Gesamtportfolio. Daraufhin nahm die Stiftung alternative Anlageklassen in die strategische Asset-Allokation auf: Private Equity, Venture Capital, Hedgefonds oder auch Immobilien.
Heute machen Private Equity und Venture Capital knapp 40 Prozent des Gesamtvermögens der Yale-Stiftung aus. Diese Anlagepolitik reduzierte nicht nur die Volatilität, sondern steigerte seither auch die Rendite nachhaltig. Dabei zeigte sich über einen längeren Zeitraum, dass Private Equity in vielen Jahren nicht nur eine hohe Rendite abwarf, sondern auch das Anlageportfolio der Universitätsstiftung entscheidend stabilisierte. Die Wertentwicklung einer Unternehmensbeteiligung in Private Equity ist nämlich weniger von den täglichen Launen der Kapitalmärkte abhängig und daher in geringerem Ausmaß schwankungsanfällig als beispielsweise börsennotierte Aktien. Damit sieht sich Yale seither in einer Grundüberzeugung bestätigt: Eine Risikostreuung zwischen Aktien und Anleihen oder auch Immobilien reicht nicht aus, um langfristig attraktive Renditen bei gemindertem Risiko zu erreichen. Anleger sollten deshalb nicht auf Private Equity in ihrer Vermögensanlage verzichten.
Die Vorteile einer Beimischung sprechen für sich:
- Private Equity bringt den Anlegern eine Rendite, die über einen längeren Zeitraum die von Aktien übertrifft.
- Private Equity macht ein Gesamtportfolio weniger anfällig für Kursschwankungen an den Finanzmärkten.
- Private Equity stabilisiert die Gesamtrendite eines Portfolios.
- Private Equity schützt ein Gesamtportfolio vor Zinsschwankungen.
- Private Equity bietet einen guten Schutz vor Inflation.
Mehr Chancen, mehr Stabilität
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass jede Anlageklasse unterschiedliche Risiken und Chancen sowie unterschiedliche Liquiditätsprofile aufweist. Das wiederum bedeutet, dass sich durch eine Kombination der Anlageklassen das Rendite-Risiko-Profil eines Gesamtportfolios verbessern kann, da sich Schwankungen der Assetklassen untereinander ausgleichen.
Insbesondere Private Equity spielt dabei eine essentielle Rolle, da hier nach wie vor strukturelle Vorteile gegenüber den liquiden Märkten bestehen. Die Illiquidität der Anlageklasse Private Equity ist kein Nachteil, sondern sorgt für mehr Stabilität im Portfolio. Gerade in Zeiten von Marktverwerfungen zeigt Private Equity eine starke Outperformance gegenüber liquiden Märkten.