Die Führung durch die Produktionshallen von WEPA am Stammsitz in Arnsberg im Sauerland offenbarte bei der „wir“-Mitherausgebersitzung die Dringlichkeit eines Themas: Wer einmal die riesigen arbeitenden Papiermaschinen gesehen hat, mag sich gar nicht ausmalen, wie sie bei einem Gasembargo, das nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Teilen Europas gefordert wurde, zum Stillstand gekommen wären. Das Gasembargo kam nicht, dafür aber sind die Energiepreise drastisch in die Höhe geschossen. Daher begann das Treffen der Mitherausgeber genau mit diesem Aspekt: Wie gehen Familienunternehmen mit den explodierenden Energiekosten um?
Zu dieser Frage tauschten sich die Mitherausgeber in der von der Redaktion moderierten Diskussionsrunde aus. Dem Mitherausgeberbeirat gehören derzeit Vertreterinnen und Vertreter der folgenden Unternehmen und Organisationen an: Fiege Logistik, Finvia, Förch Unternehmensgruppe, Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen der Zeppelin Universität, Hannover Finanz Gruppe, Messer Group, Pictet, Underberg, WEPA Gruppe und Grant Thornton.
Ein Ergebnis des ersten Teils der Diskussionsrunde zur Energieknappheit hat sich bereits in unserer Berichterstattung niedergeschlagen. Dort haben wir die Frage aufgegriffen, ob Familienunternehmen mittel- bis langfristig selbst zum Energieproduzenten werden können oder sollen, um sich in der eigenen Energieversorgung unabhängiger von externen Schocks zu machen. Oder wie es gelingen könnte, verstärkt in Technologien und Firmen investieren, die helfen, die eigene Energieeffizienz zu steigern. Investitionen in Windkraft und Photovoltaik stehen hoch im Kurs.
Eng verknüpft mit der teuren Energie war während der Sitzung auch die Frage nach den Auswirkungen der Inflation. Diese Frage führte die Mitherausgeber zum Thema Haltung in Familienunternehmen. Denn unabhängig davon, dass die höheren Preise sich auf das Verhältnis zu Kunden und Lieferanten auswirken, waren sich die Mitherausgeber einig, dass die Inflation vor allem diejenigen in der Belegschaft trifft, deren Einkommen keinen Raum für große Sprünge geschweige denn Preissteigerungen erlaubt. Sensibilisiert zu sein für familiäre Notlagen und darüber hinaus noch genauer hinzuhören oder hinzuschauen in die Belegschaft – das sehen die Mitherausgeber als ihre Aufgabe und Verantwortung.
Eine Frage der Haltung ist es für die Familienunternehmen im Mitherausgeberbeirat auch, sich im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine klar zu positionieren und die Belegschaft darin zu unterstützen, sich selbst aktiv in die zahlreichen Hilfsaktionen für die Ukrainer einzubringen. Das reichte sogar in Teilen bis hin zur Erklärung von Nachrichten in verschiedenen Sprachen. Weil hierüber vielschichtig diskutiert wurde und zudem die junge Generation in diesen Krisenzeiten ihre Rolle neu oder anders wahrzunehmen scheint, nimmt die Redaktion das Thema „Haltung in Familienunternehmen“ in die inhaltliche Planung auf.
Ein dritter Themenkomplex, den die „wir“-Redaktion zur Vertiefung aus der Mitherausgebersitzung mitnimmt, ist die Rolle von Familienunternehmen einerseits als Investor und andererseits als Target. Bringen die Werteorientierung und das Denken in Generationen wirklich Vorteile mit sich, wie Familienunternehmen gern von sich annehmen, wenn sie als Investor bei Start-ups vorsprechen? Sind sie umgekehrt ein begehrtes Target, wenn es darum geht, selber Investoren an Land zu ziehen? Mehr dazu lesen Sie in den kommenden Monaten im „wir“-Magazin.