Redakteurin Sarah Bautz findet, das Wort Workation klingt verlockend, hat aber Schwächen. Denn der Begriff ist eigentlich ein Koffer.

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Ehrlich gesagt: Ich halte gar nichts vom Begriff „Workation“. Sprachwissenschaftlich betrachtet ist er ein „Kofferwort“. Er kombiniert zwei bekannte Wörter zu einem möglichst griffigen dritten und verschmilzt dabei ihre Inhalte. Wir alle kennen den Teuro, die Mechatronik, den Brexit. Nun also die Workation, die die Trennung zwischen „work“ und „vacation“, also Arbeit und Urlaub sprachlich aufhebt.

Das Konzept klingt verlockend: Wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem sowieso zunehmend verschwimmen, warum dann nicht die Arbeit mit den Annehmlichkeiten einer Urlaubsreise verbinden? Die Inspiration des Ortswechsels genießen? Den Kopf für Neues freibekommen? Die Produktivität beschleunigen? Immerhin gibt es inzwischen zahlreiche Erfahrungsberichte und Studien, die diese und viele weitere Vorteile der neuen Arbeitsform belegen.

Die Krux liegt nicht in der Sache, sondern im Charakter der Bezeichnung. Denn gefühlt und auch nach Anzahl der Silben steht es beim Wort Workation 2:1 für den Anteil „Urlaub“. Das öffnet auf allen Seiten (und nicht zuletzt auch den Betroffenen selbst) die Tür dafür, Menschen auf Workation als „Urlauber“, ergo unproduktiv, abzuspeichern. Genau das sind sie aber nicht: Workation ist kein Urlaub, es ist Arbeit, nur an einem womöglich unüblichen Ort. Nichts spricht dagegen, sich die Vorteile des Konzepts zunutze zu machen. Aber wozu die freiwillige Verunsicherung aller Beteiligten durch ein Modewort?

Zugegeben: Mögliche Alternativen (Wie wäre es mit OUA, kurz für: ortsunabhängiges Arbeiten?) klingen deutlich weniger sexy. Aber sie würden die Abgrenzung erleichtern. Und die ist dringend gefordert. Zwar prophezeien Experten wie Unternehmer und Berater Markus Albers kürzlich im „Spiegel“, dass es bald keinen arbeitsfreien Urlaub mehr geben wird. Aber ist das wirklich das, was wir wollen und wonach wir streben sollten?

Sogar erfahrene Workation-Verfechter geben öffentlich Tipps, wie man zum Beispiel Regeln zur Erreichbarkeit setzt und sich wirklich arbeitsfreie Zeiträume schafft. Viele empfehlen, dass es sinnvoll sein kann, im Anschluss an die Workation am gleichen Ort echten Urlaub zu nehmen – und auf keinen Fall zugunsten der Workation auf längere arbeitsfreie Zeiträume zu verzichten. Wir müssen ernsthaft abschalten können, so der Tenor, wenigstens zwei, besser noch drei Wochen im Jahr.

Damit sind wir wieder beim Konzept Jahresurlaub. Warum sollte man den Charakter und die Bedeutung einer solchen Auszeit (ausgerechnet mit einem „Kofferwort“) unnötig schwächen?

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