Für das Family Barometer 2025 haben Julius Bär und PwC Schweiz fast 2.500 interne und externe Expertinnen und Experten aus Europa, Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika befragt – darunter erstmals auch externe Asset Manager. Zu den Befragten zählen Relationship Manager, Steuerberater und Rechtsanwälte, Mitarbeitende von Family Offices, Consultants, Wealth Planner und mehr, die der Einfachheit halber im Folgenden „Family Officer“ genannt werden.
Breitbeinig aufgestellt
Verschiebungen in der globalen Demografie transformieren vermögende Familien. In mehreren Regionen finden dynamische Veränderungen statt, was Mobilität, Vermögensbildung und Transfer in die nächste Generation angeht. Mehr als 80 Prozent der UHNW-Kundschaft haben heute Familienmitglieder mit Verbindungen zu mehreren Ländern, und über ein Drittel von ihnen hält physische Vermögenswerte in drei oder mehr Jurisdiktionen. Die global vernetzte Realität von wohlhabenden Familien war nie offensichtlicher. Zugleich zeigen die Daten des Family Barometer, dass sich die Sorge um politische Risiken nicht mehr nur auf traditionell volatile Regionen erstreckt. Fragilität wird zunehmend als globales Thema wahrgenommen. „Politische Stabilität“ ist zu einem zentralen gesellschaftlichen Anliegen geworden, insbesondere in Europa, wo es das zweitdrängendste Thema war. Regionale Konflikte, sich verschiebende Machtverhältnisse und die Erosion demokratischer Normen haben Familien dazu veranlasst, Wege zu suchen, um ihr Vermögen und ihr Leben gegen makropolitische Schocks abzuschirmen. Die globalisierteste Generation von „Ultra High Net Worth Families“ jemals ist zugleich diejenige, die ihr Vermögen in Echtzeit gegen geopolitische Risiken und technologische Disruptionen abzusichern versucht. So erklärt es sich, dass 34 Prozent der Klienten der befragten Family Officer in vier oder mehr Ländern Immobilien oder Unternehmensanteile halten.
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Private Equity ist auch im Family Barometer 2025 ein großes Thema. Der Trend geht zur Direktbeteiligung, auch unter den Vorzeichen der Diversifikation, doch diese Assets sind anspruchsvoll. Das Fehlen von Liquidität (26 Prozent) und Transparenz (24 Prozent) sind die größten Hindernisse auf dem Weg zu privaten Beteiligungen. Die Studienautoren stellen diese rentable, aber riskante Anlageform in seinem Family Barometer auch als sinnstiftend dar: Über die persönliche Verbindung zu der Geschäftsführung und den Gründern des Business, in den investiert wird, würde die emotionale und intellektuelle Bindung zum eingesetzten Kapital vertieft.
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Das passt zu einer weiteren Schlüsselerkenntnis des Family Barometer: Wohlhabende Familien wenden sich ab von der rein materiellen Sicherung ihres Familienvermögens und konzentrieren sich stärker auf ihre immaterielle Legacy. Zum ersten Mal rangiert „Aufbau eines Familienvermächtnisses“ unter den Top Drei familienbezogener Themen im Family Barometer 2025. Familien blicken über die reine Nachfolgeplanung hinaus und setzen auf eine dauerhafte Prägung materieller und immaterieller Werte gleichermaßen.
Das Erbe ist mehr als nur Geld
Dieser Wandel beeinflusst, wie UHNW-Familien Philanthropie, Governance und Bildung angehen. Familien investieren mehr Zeit und Ressourcen in die Artikulation ihrer Werte, Vision und ihres Zweckes – und halten diese in Familienverfassungen, Mission Statements und intergenerationalem Mentoring fest. Ein solches Ergebnis zu erreichen ist aber keineswegs trivial: Knapp 27 Prozent der befragten Family Officer geben an, ihre Kunden hätten sich schon auf eine Vision oder ein „Mission Statement“ geeinigt. Bei 16 Prozent ist das nicht der Fall, und über die Hälfte (56 Prozent) hat mit Meinungsverschiedenheiten zu kämpfen.
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Über den Tellerrand
Die anhaltende Besorgnis über die geopolitische Lage übersetzt sich in ausgefeiltere Vermögensstrategien, bei denen Diversifikation eine wichtige Rolle spielt. Lateinamerikanische Familien beispielsweise stufen „geopolitische Diversifikation“ inzwischen als ihr zweitwichtigstes Investmentthema ein. Familien überprüfen zudem Staatsbürgerschaft, Aufenthaltsstatus und sogar Bildungswege für die nächste Generation. Die Standortwahl von Vermögenswerten wird nicht mehr nur finanziell, sondern auch politisch neu bewertet. Für Family Offices hat sich dadurch der Beratungsauftrag erweitert – um die Beobachtung politischer Entwicklungen, Szenarioplanung und Beratung zur globalen Mobilität.
Hat an der Uni Bamberg Germanistik, Philosophie und Kommunikationswissenschaften studiert. Zuvor arbeitete sie als Redakteurin am Zukunftsinstitut von Matthias Horx. Bei dem Magazin brand eins in Hamburg entdeckte sie ihre Liebe zum Wirtschaftsjournalismus, der sie seit März 2023 beim wir-Magazin frönen darf.

