Studie: Das Unternehmerbild im Lehrerzimmer

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Die Stiftung Familienunternehmen hat eine Studie zum Thema „Das Unternehmerbild im Lehrerzimmer“ veröffentlicht. Dabei stützt sie sich auf Daten der Oebix-Studie des Instituts für ökonomische Bildung an der Carl von Ossietzky-Universität in Oldenburg, basierend auf einer Umfrage unter knapp 600 Wirtschaftslehrkräften der weiterführenden Schulen. In welcher Form Wirtschaft in den Unterricht an weiterführenden Schulen integriert wird, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich; nicht überall ist es ein eigenes Fach. In manchen Bundesländern ist Wirtschaft auch in soziale Fächer integriert; in diesen Fällen wurden dann diese Lehrkräfte befragt.

Wenn man Lehrer fragt, ob sie ihr eigenes Fach für wichtig halten, ist die Antwort eigentlich schon klar. Dementsprechend antworten 84,6 Prozent der befragten Lehrkräfte, dass sie finden, das Wissen über Unternehmertum solle Teil der schulischen Allgemeinbildung sein. Interessant ist jedoch das Bild, das die Lehrkräfte von Unternehmertum haben und das sich womöglich auch auf den Unterricht auswirken kann. In der Studie wurde nach der Meinung von Lehrerinnen und Lehrern zur Marktwirtschaft allgemein, zu Unternehmen und im Besonderen auch zu Familienunternehmen, den Stellenwert und die Inhalte des Wirtschaftsunterrichts sowie nach Unternehmern als Personen gefragt. Dabei zeigt sich ein differenziertes Bild: Das Unternehmerbild der befragten Lehrkräfte ist grundsätzlich positiv. Trotzdem gibt es einige kritische Punkte.


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Familienunternehmen kommen bei den Wirtschaftslehrkräften sehr gut weg – ähnlich zur Berichterstattung in den Medien. Exemplarisch seien hier die Zustimmungswerte zu der Aussage herausgegriffen, Familienunternehmen seien im Vergleich mit anderen Unternehmen von besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Lage einer Region: 47,6 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage zu, und 39,6 Prozent stimmen „eher zu“ – das ergibt zusammen 87 Prozent Zustimmung für die regionale Bedeutung von Familienunternehmen. Auch bei Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung schneiden Familienunternehmen besser ab als andere Unternehmen. Kritisch sehen die Wirtschaftslehrkräfte jedoch ihre patriarchale Struktur: Sie werden als hierarchischer und konservativer als andere Unternehmen wahrgenommen.


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Grundsätzliche Kapitalismuskritik ist unter Wirtschaftslehrkräften nicht sehr weit verbreitet: Der Aussage „Marktwirtschaftlicher Wettbewerb ist grundsätzlich als positiv anzusehen“ stimmen nur 13,2 Prozent „mittelmäßig“ zu; 46,5 Prozent „stimmen zu“. Dazu passt: Die Mehrheit der Befragten glaubt, dass marktwirtschaftlicher Wettbewerb zu mehr Effizienz und zu besseren Produkten führt.

Allerdings befürchten die Lehrkräfte, dass der Kostendruck zulasten der Arbeitnehmer geht. Und auch wenn sie im Allgemeinen der Meinung sind, dass der Staat nicht zu stark in das unternehmerische Handeln eingreifen sollte, denken sie bei einzelnen Themen doch ganz anders. So sind genau zwei Drittel der Meinung, dass Unternehmen der kritischen Infrastruktur (Krankenhäuser, Energiewirtschaft etc.) verstaatlicht werden sollen. Und in Sachen Lieferkette geht die Tendenz klar Richtung staatlicher Regulierung: Der Aussage „Es ist richtig, wenn der Staat den Unternehmen vorschreibt, welche Standards in der Lieferkette eingehalten werden müssen“ stimmen 34,5 Prozent eher zu und 32,9 Prozent, also fast genau ein Drittel, sind ganz klar dafür. 


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Der kritischste Aspekt in dem Unternehmerbild, das Wirtschaftslehrkräfte haben, sind die wahrgenommenen Privilegien. Zwar sind 68,4 Prozent der Meinung, Unternehmer arbeiteten mehr als Angestellte. Zugleich aber glauben 57 Prozent, Unternehmerinnen und Unternehmer stammten aus privilegierten Elternhaus. Welchen Effekt diese Einstellung ihrer Lehrerinnen und Lehrer es auf den Unternehmergeist von Schülerinnen und Schülern hat, die nicht aus privilegiertem Elternhaus stammen, wäre ein interessantes Forschungsfeld für die Zukunft. Alarmierende 49,7 Prozent, also gerundet die Hälfte der Wirtschaftslehrkräfte, stimmen der Aussage „Durch hohe Leistungen kann jeder zu hohem Einkommen und Vermögen kommen“ nicht oder „eher nicht“ zu.


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Hat an der Uni Bamberg Germanistik, Philosophie und Kommunikationswissenschaften studiert. Zuvor arbeitete sie als Redakteurin am Zukunftsinstitut von Matthias Horx. Bei dem Magazin brand eins in Hamburg entdeckte sie ihre Liebe zum Wirtschaftsjournalismus, der sie seit März 2023 beim wir-Magazin frönen darf.