Fünf Familienunternehmen – Hellmann Worldwide Logistics, der Europa-Park Rust, die Seidensticker-Gruppe, die HARTING Technologiegruppe, die FLIEGE Logistik Stiftung – mit fünf Doppelspitzen geben uns ihre Meinung zum Thema.

Klaus und Jost Hellmann

Cousins von Hellmann Worldwide Logistics, gegr. 1871, 12.500 Mitarbeiter

„Die größte Chance? We are family! Mein Vetter Jost und ich denken und handeln in die gleiche Richtung. Ein Familienunternehmen lebt davon, es nachhaltig wachsen zu lassen, um es an die nächste Generation übergeben zu können. Das bringt mit sich, dass wir alles dafür tun, unser Unternehmen so breit wie möglich aufzustellen. Mein Vetter Jost verantwortet von jeher unseren Bereich Air & Sea in Hamburg, ich bin in unserer Zentrale in Osnabrück für Truck & Rail zuständig. Nur weil wir an einem Strang ziehen, nur weil wir die kurzen, familiären Kommunikationswege nutzen, können wir diesem Anspruch gerecht werden. Risiken gibt es sicherlich auch. Wenn man beispielsweise nicht einig ist über die Ausrichtung und die Organisation des Unternehmens. Da kann es auch einmal hoch hergehen – auch bei uns. Doch hier beweisen sich wieder die Vorteile: In gegenseitigem Respekt, nicht zuletzt vor der Aufgabe, Hellmann für die nächsten Generationen zu erhalten, streben wir nach Einigkeit in der Zielführung unseres Unternehmens. Wir werden uns immer bemühen, diese Risiken so klein wie möglich zu halten. Dazu gehört in erster Linie, sich als familiäre Doppelspitze nicht zu überschätzen und die Führungsmannschaft wirklich nur mit den besten Köpfen zu besetzen. An der Spitze unseres neuen Managementteams steht CEO Dr. Thomas Knecht, dem wir mit Recht vertrauen, das Hellmann-Schiff weiter sicher durch die Wellen zu führen. Wir müssen das Unternehmen zeitgemäß immer wieder von innen erneuern – was uns im digitalen Zeitalter immer öfter vor große Herausforderungen stellt. Es ist daher wichtig, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Führungskräften Strategien zu entwickeln.“


Michael und Thomas Mack

Brüder von Europa-Park Rust, gegr. 1975, ca. 3.600 Mitarbeiter

„Unsere Familie führt den Europa-Park bereits seit 41 Jahren. Zusammen mit unserem Vater Roland und unserem Onkel Jürgen haben wir die Aufgabenbereiche im Park untereinander aufgeteilt. So kann sich jeder von uns auf seinen Bereich spezialisieren und neue Ideen entwickeln. Innovationen treibt jeder in seinen Verantwortlichkeiten voran und stellt sie dann den anderen Familienmitgliedern vor. Auch wenn die Diskussionen manchmal ausführlich und emotional sind: Am Ende haben wir auch dank dieser harten „Familien-Jury“ immer ein bis in alle Ecken durchdachtes Konzept. Gerade innerhalb der Familie können bestimmte Ideen oder Projekte sehr ehrlich besprochen werden. Am Ende erzielen wir eine Einigung, hinter der alle vier von uns stehen und sie nach außen vertreten. So kann uns niemand „auseinanderdividieren“. Ein Risiko bleibt dabei stets unsere operative Einbindung ins Geschäft: Wir vier wohnen alle auf dem Gelände und sind operativ tagtäglich im Geschäft eingebunden. Dabei ist es natürlich eine Gefahr, dass die manchmal fließenden Übergänge zwischen den Verantwortlichkeiten aufgeweicht werden. Es ist daher von elementarer Bedeutung, dass wir uns regelmäßig untereinander informieren und austauschen: So können wir sicherstellen, dass wir alle auf dem gleichen Level sind.“


Frank und Gerd Oliver Seidensticker

Cousins von Seidensticker-Gruppe, gegr. 1919, ca. 2.500 Mitarbeiter

„Jahrzehntelanges Vertrauen und das Verständnis füreinander bilden die wichtigste Basis unserer gemeinsamen Führung der Seidensticker-Gruppe. Durch die Unterschiedlichkeit unserer Charaktere ergänzen wir uns, was für uns auch gleichzeitig die größte Chance einer Doppelspitze darstellt. Ein fataler Fehler hingegen wäre mangelnde oder gar fehlende Kommunikation. Dieses Risiko halten wir möglichst gering, in dem wir uns ständig austauschen und informieren. Unsere Büros liegen direkt nebeneinander und unsere Türen stehen offen – auf diese Weise können wir uns gar nicht verfehlen.“


Philip Harting und Maresa Harting-Hertz

Geschwister der HARTING Technologiegruppe, gegr. 1945, ca. 4.200 Mitarbeiter

Philip Harting: „Es ist ein enormer Vorteil für unser tägliches operatives Geschäft, dass wir beide gemeinsam aufgewachsen sind und daher denselben Background teilen. Wir saßen ja schon als Kinder mit am Tisch und lauschten den Gesprächen meiner Eltern, wenn es um wichtige, langfristige Entscheidungen im Unternehmen ging. Ich weiß daher oftmals schon vorher ganz genau, wie meine Schwester zu bestimmten Projekten und Themen steht – rational wie auch emotional. Das erleichtert oftmals die Entscheidungsfindung.“

Maresa Harting-Hertz: „Weitreichende strategische Entscheidungen treffen mein Bruder und ich gemeinsam mit unseren Eltern. Da sind wir froh, dass wir auf ihre Erfahrungen zurückgreifen können. Bei anderen Themen sind mein Bruder und ich nicht immer einer Meinung. Ja, wir können auch manchmal westfälische Dickköpfe sein. Jeder von uns hat dezidierte Meinungen, und es kann daher zu Konflikten kommen. Da hilft es dann zu diskutieren, bis eine gemeinsame Linie gefunden wird. Wir wollen schließlich beide das Beste für das Unternehmen – und die langfristige Zukunft des Unternehmens hat immer Vorrang vor persönlichen Interessen.“


Jens und Felix Fiege

Cousins der FIEGE Logistik Stiftung & Co. KG, gegr. 1873, ca. 10.500 Mitarbeiter

„Die Kommunikation ist die größte Herausforderung, aber auch die größte Chance zugleich. Einen Partner auf gleicher Ebene zu haben ist sowohl fordernd als auch fördernd. Im Dialog bekommen wir konstruktive Kritik und neue Perspektiven aufgezeigt. Damit einhergeht natürlich, dass Entscheidungsprozesse länger dauern können. Dies ist nur durch einen fairen, offenen und ehrlichen Umgang innerhalb der Doppelspitze, wie wir ihn pflegen, zu vermeiden. Für diesen regelmäßigen Austausch räumen wir beide genügend Zeit ein. Dann ist die Zeit nicht nur sinnvoll genutzt, sondern dann macht die Arbeit auch mehr Spaß. Selbst wenn wir nicht von vornherein einer Meinung sind, kann sich dies im Endeffekt als positiv herausstellen. Denn wenn man es nicht schafft, den Partner von einem guten Projekt zu überzeugen, dann ist es vielleicht kein gutes Projekt. Gemeinsam treffen wir bessere Entscheidungen und machen weniger Fehler. Bei uns gilt seit langem das Prinzip: Zum Ja-Sagen braucht es zwei, zum Nein-Sagen genügt einer. So haben es unsere Väter schon gehalten. Und diese Herangehensweise hat sich bewährt. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, das Erbe unserer Väter fortzuführen, das Familienunternehmen weiterzuentwickeln und stets neu zu erfinden. Wir sind froh, dass wir diese Entscheidungen gemeinsam treffen – denn zu zweit ist man weniger allein.“


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