Tobias Rappers findet, dass der deutsche Mittelstand sich beim nachhaltigen Wirtschaften nicht verstecken muss. Aber damit das so bleibt, müssen Unternehmen Wissen teilen. Und das nicht nur deutschlandweit.

Das Thema Nachhaltigkeit ist neben der Digitalisierung die zweitgrößte Herausforderung der Industrie. Gleichzeitig ist klar, dass eine leistungsstarke Industrie ohne eine intakte Umwelt nicht zukunftsfähig ist. Tatsächlich trägt die deutsche Wirtschaft schon seit vielen Jahren mit immer neuen Technologien maßgeblich zu einer zunehmende Ressourceneffizienz bei – und kann damit als Vorbild auch außerhalb der Landesgrenzen vorangehen.

Politik: Hemmnis für die Vereinbarkeit von Klimaschutz und Zukunftsfähigkeit der Industrie

Ein Hemmnis in diesem Bereich stellt jedoch die Politik mit der Durchsetzung eines eigenen deutschen Umweltrechts dar, das über das bereits sehr anspruchsvolle europäische Umweltrecht hinausgeht und teils unverhältnismäßige Regelungen umfasst. Die Folge ist eine Benachteiligung im europäischen und internationalen Wettbewerb, beispielsweise ist die Kostenbelastung durch Umweltschutzauflagen in Deutschland höher als bei Wettbewerbern im Ausland. Das beeinflusst auch, inwiefern sich deutsche Technologien und Produkte aufgrund der strengeren Rahmenbedingungen und Regularien international durchsetzen können.

Um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Industrie bei gleichzeitigem Klima- und Umweltschutz zu gewährleisten, muss hier von der Politik in vielerlei Hinsicht nachjustiert werden – beispielsweise bei der Verwendung von erneuerbaren Energien wie Wasserstoff.

Wie der Mittelstand Vorbild für Klima- und Umweltschutz werden kann

Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist der Mittelstand, daher trägt er auch eine besondere Verantwortung, den Nachhaltigkeitswandel mitzugehen und mitzugestalten – und das auch unabhängig von Gesetzesparagraphen und umweltpolitischen Regelungen.

Der Mittelstand steht schon heute wie kaum andere Unternehmen für Nachhaltigkeit – auf ökonomischer Ebene (unter anderem durch langfristiges Denken und Handeln sowie Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mitarbeitenden) und sozialer Ebene (unter anderem durch Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit), vor allem aber auch auf ökologischer Ebene (unter anderem durch Umweltschutz und die Reduktion von Emissionen). Nun gilt es, einen aktiven Part bei der Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft einzunehmen, zu kommunizieren, sich zu öffnen und zu kooperieren. Schließlich betreffen die derzeitigen vielfältigen Veränderungen in der Industrie alle: Wer sich jetzt nicht gut aufstellt, wird zumindest mittelfristig einen Wettbewerbsnachteil spüren und langfristig möglicherweise sogar vom Radar verschwinden.

Kooperation als Erfolgsfaktor in Zeiten des Umbruchs

Mehr denn je ist daher heute die Zeit der Vernetzung und Kooperation gekommen. Unternehmen, die heute etwa schon Vorreiter in Sachen Kreislaufwirtschaft sind, können ihr Wissen in Form von Best Practices industrieübergreifend sichtbar machen – und zu Vorbildern für andere werden.

Der Schlüssel zum Erfolg ist hierbei der Dialog, das Teilen von Erfahrungen und Lösungen – und allen Erfolgen zum Trotz auch das stetige Hinterfragen des Status quo. Denn in einer hochkomplexen und zunehmend dynamischen Welt werden selbst die innovativsten und erfolgreichsten Unternehmen von heute Schwierigkeiten haben, technologische, ökologische und soziale Herausforderungen allein zu verstehen und mit den richtigen Entscheidungen auf das Zukünftige zu reagieren. Es braucht daher ein Netzwerk, das Zugang schafft zu neuen Perspektiven, zu Vordenkerinnen und Vordenkern sowie Andersdenkenden, zu neuen Methoden und Denkweisen abseits des Gewohnten.

Dann können nicht nur einzelne Unternehmen, sondern der gesamte deutsche Mittelstand als Vorbilder vorangehen – und das auch im europäischen und internationalen Vergleich.

Info

Tobias Rappers ist Geschäftsführer der Maschinenraum GmbH, einer Innovationsplattform vom Mittelstand für den Mittelstand. Rappers war zuvor bei Roland Berger und als Geschäftsführer der Digitalisierungsinitiative Spielfeld Hub tätig. Er selbst ist im Umfeld eines Familienunternehmens aufgewachsen.

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