Eigentlich wollte Dietmar Hopp keine Auszeichnungen mehr annehmen. „In meinem Alter braucht man das nicht mehr“, sagt Hopp, der gerade 74 Jahre alt geworden ist. Doch den Stifterpreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, mit dem er Ende Mai geehrt wurde, wollte er dann doch nicht ausschlagen. „Das wäre vielleicht falsch verstanden worden“, sagt er bescheiden.
Dietmar Hopp ist Mäzen, Biotechinvestor und vor allem Stifter einer der größten privaten Stiftungen Europas. Sein Vermögen hat er mit dem Softwareunternehmen SAP gemacht, das er 1972 mit vier IBM-Kollegen gründete. 1995 übertrug er einen Teil seiner SAP-Aktien an die gemeinnützige Dietmar Hopp Stiftung. Das Stiftungskapital liegt heute bei rund 4,3 Milliarden Euro. Vor allem in die Region Rhein-Neckar fließen die Dividendenzahlungen der SAP-Aktien – im vergangenen Jahr waren es 42 Millionen Euro.
Grundlagen schaffen für die Zukunft
Sein ganzes Leben ist Hopp seiner Heimatregion treu geblieben. Der Sohn eines Lehrers wuchs in Hoffenheim auf und studierte in Karlsruhe Nachrichtentechnik. In Mannheim schlug die erste Stunde von SAP, das heute seinen Sitz im nahegelegenen Walldorf hat. Mit dem Geld seiner Stiftung sind hier unzählige Förderprojekte entstanden, von der Kindertagesstätte bis zum Hospiz – Hopp ist der Wohltäter der Region. Insbesondere den Jugendsport hat er in den vergangenen Jahren vorangebracht. „Sport kann junge Menschen entscheidend prägen“, erklärt Hopp. Er sei eine gute Alternative zu vielen schlechten Angeboten, die Jugendliche heute hätten. Mit flächendeckenden Initiativen wie „Anpfiff ins Leben“ sollen jugendliche Sportler bei ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung unterstützt werden. Die Keimzelle dieser Initiative ist die TSG 1899 Hoffenheim, bei der Hopp selbst früher Fußball gespielt hat und die er mit beträchtlichen finanziellen Mitteln aus seinem Privatvermögen aus der Kreisliga in die 1. Fußball-Bundesliga gehievt hat.
Viele Sportvereine im Rhein-Neckar-Gebiet verdanken ihre Spielstätten dem großzügigen Mäzen. Vor allem Fußball, Eishockey, Handball und Golf haben es Hopp angetan. In St. Leon- Rot, sechs Kilometer von seiner früheren Wirkungsstätte SAP entfernt, hat Hopp eine riesige Golfanlage bauen lassen. In unmittelbarer Nachbarschaft hat die Dietmar Hopp Stiftung ihren Sitz. Das Konferenzzimmer im Clubhaus dient ihm als Arbeitsplatz. Hier verbindet Hopp das Nützliche mit dem Angenehmen. Zwischen Besprechungen und E-Mails spielt er, wenn es das Wetter und die Zeit zulassen, gerne eine Runde Golf.
Info
Die Dietmar Hopp Stiftung wurde 1995 nach dem Vorbild der Robert Bosch Stiftung als gemeinnützige GmbH gegründet. Der Namensgeber und Stifter Dietmar Hopp übertrug einen Teil seiner SAP-Aktien an die Stiftung und stattete sie mit einem Kapital von heute rund 4,3 Milliarden Euro aus. Die Dividendenausschüttungen – im vergangenen Jahr lagen diese bei 42 Millionen Euro – kommen vor allem Projekten, die Sport mit sozialem Engagement und schulisch-beruflicher Ausbildung verbinden, zugute. Ein weiterer Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt auf Forschungsprojekten im Bereich Kinderheilkunde und Krebs. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung rund 400 Millionen Euro an mehrere Hundert Projekte ausgeschüttet. Der Fokus liegt auf dem Rhein-Neckar-Raum.Der Sport, so scheint es, hat in Hopps Stifterleben bislang die Hauptrolle gespielt. 170 Millionen Euro (von rund 400 Millionen Euro) an Stiftungsgeldern flossen seit der Gründung der Stiftung in die Sportförderung. Doch den Schwerpunkt seiner Aktivitäten sieht Hopp eigentlich in der Medizin. „Auf Dauer gesehen wird in diesen Bereich das meiste Geld der Stiftung fließen“, versichert er. Krebskranken Kindern zu helfen, das sei ursprünglich der Grund gewesen, warum er damals die Stiftung gegründet habe. „Ich habe mir immer vorgestellt, wie schrecklich es ist, wenn die eigenen Kinder an Krebs erkranken“, sagt der Stifter nachdenklich, der selbst Vater von zwei Söhnen ist. Mit seiner ersten Spende schaffte die Uni Heidelberg ein Bestrahlungsgerät zur Bekämpfung von Hirntumoren an.
Kurz darauf folgte sein Lieblingsprojekt, das Babyscreening: Den Neugeborenen wird nach der Geburt aus der Ferse ein Tropfen Blut entnommen, um Gendefekte frühzeitig zu erkennen. Was Hopp damals anstieß, gilt heute europaweit als Standard und wird sogar von der Krankenkasse bezahlt. Seit 2009 lässt Hopp am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg Krebsstammzellen erforschen. Bis 2018 werden dort 15 Millionen Euro an Forschungsgeldern aufgebraucht sein. „Wir sind auf einem guten Weg, schlafende Krebsstammzellen zu aktivieren und anschließend zu zerstören“, sagt Hopp. „Zudem werde es ab dem kommenden Jahr möglich sein, im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen eine Erbgutanalyse von Krebszellen durchzuführen, um eine individuelle Therapie zu ermöglichen“, sagt er begeistert und erklärt ausführlich das neue Verfahren, in das weitere 15 Millionen Euro an Stiftungsgeldern fließen werden.
Hopps Interesse für die Forschung ist echt. Der 74-Jährige steckt tief drin in den Themen, denn er ist nicht nur Stifter, sondern neben der Familie Strüngmann auch der größte Biotechinvestor in Deutschland. „Die Biotechbeteiligungen sind meine größte Leidenschaft“, gesteht Hopp. Dabei verhehlt er nicht, dass er mit seinen Venture-Capital-Investitionen, die in der Beteiligungsgesellschaft dievini Hopp BioTech holding zusammengefasst sind, auch ein wirtschaftliches Interesse verfolgt: „Nach der IT wird Life- Science die nächste große Welle werden“, glaubt er. „Seit 2004 haben wir in Firmen investiert, die in der Lage sein könnten, das Gesundheitssystem zu revolutionieren“, sagt Hopp. Bislang blieb der große Erfolg allerdings aus. Eine Milliarde Euro hat Hopp schon investiert. Ob er den großen Durchbruch noch erleben wird, ist offen. Hopp sieht das gelassen. „Die Hälfte der Beteiligungsfirma gehört meinem Sohn Oliver. Er wird den Erfolg der einen oder anderen Beteiligung hoffentlich erleben.“ Hopps langfristiges Ziel ist es, 600 bis 700 Millionen Euro zu erwirtschaften, mit denen immer wieder neu investiert werden kann.
Dass seine Engagements in der breiten Öffentlichkeit nicht immer Anerkennung finden, hat Hopp vor allem im Zusammenhang mit seinem Engagement bei der TSG 1899 Hoffenheim erfahren. Dem Vorwurf, dass die Region, vor allem der Sport, an seinem Tropf hänge, widerspricht der Stifter: „Wir alimentieren die Vereine nicht, sie müssen schon vernünftig wirtschaften, sonst funktioniert es nicht.“
Dietmar Hopp: Schwer, nein zu sagen
Hopp nimmt sich die Freiheit, sich dort zu engagieren, wo er es für richtig hält. Privat und in der Stiftung. Daher hat er auch die Stiftung als gemeinnützige GmbH ausgestaltet. Damit untersteht sie nicht der staatlichen Stiftungsaufsicht und braucht kein Kuratorium. „Wenn ich schon stifte, dann möchte ich es so machen, wie es mir gefällt“, sagt Hopp, der allein entscheidet, wen und was er fördern möchte. Unterstützt wird er dabei von fünf Mitarbeitern. Die meisten Förderanfragen – im vergangenen Jahr waren es rund 2.000 – kommen in der Stiftung an, doch auch in der TSG 1899 Hoffenheim und bei Hopp im Golfclub laufen die Bittsteller auf. Oft sei es schwer, nein zu sagen, so Hopp. „Doch ich habe mich aus gutem Grund dafür entschieden, mich auf die Region Rhein-Neckar und die Themen Sport, Medizin, Soziales und Bildung zu fokussieren“, sagt Hopp. „Würde ich die Stiftungsgelder breiter streuen, würde das Geld versanden. Es gibt hier genug Menschen, die in großer Not leben und denen man helfen sollte.“