Gesa Miczaika investiert in junge Unternehmen. Wie sieht sie die großen Tanker Familienunternehmen, wenn es um moderne Kompetenzen geht, die heute jeder Unternehmer mitbringen sollte?

Bevor ich Investorin im Venture Capital-Bereich wurde, habe ich als selbständige Beraterin verschiedene deutsche Konzerne bei ihren Digitalprojekten begleitet. Auch für Familienunternehmen ist die letztlich unumgängliche digitale Transformation ein schwieriges Unterfangen. Im Folgenden möchte ich einen Überblick über mögliche Wege in die Digitalisierung geben. Ausgehend von der Annahme, dass eine gewisse „digital openness“ und Digitalstrategie in dem Unternehmen bereits vorhanden ist.  

Häufig werden externe Partner wie etwa Strategieberatungen mit spezifischem Wissen im Bereich Digitalisierung beauftragt, um sich dem Thema zu nähern. Je nach konkretem Bedarf lassen sich zu jedem Spezialthema geeignete Berater finden. Der Aufbau von Digitalkompetenz der eigenen Mitarbeiter sollte in jedem Fall gestärkt werden. Sinnvoll ist es auch, einen Digitalbeirat zu installieren oder den Aufsichtsrat durch die entsprechende Besetzung zu verstärken. 

Fehlanzeige: der CDO im Familienunternehmen 

Viele Organisationen haben bereits Digital Leaders – bestenfalls im Topmanagement als „Chief Digital Officers“. Bei Familienunternehmen habe ich das bislang selten gesehen. Zahlreiche Konzerne entwickeln zur Beschleunigung der Digitalisierung Leuchtturmprojekte. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür ist Otto mit seinem Online-Vertrieb AboutYou. Auch werden vereinzelt Inkubatoren und Digital-Abteilungen in Unternehmen implementiert. 

Alternativ existieren etablierte digitale Bündnisse, die für Familienunternehmen interessant sein können, zum Beispiel der Maschinenraum, ein kollektives Innovations-Ökosystem in Berlin, in dem unter anderem Viessmann, Knauf oder Dussmann ihre Erfahrungen teilen. Auch das Gründerzentrum „FamilienunternehmerTUM“ in München bietet eine Plattform mit Zugang zu digitalen Champions und Unterstützung bei der digitalen Transformation an. Ein weiteres Beispiel ist das „Family Ventures“-Netzwerk bridges+links, in dem sich Familienunternehmer gemeinsam Investmentopportunitäten widmen. Einzelne Netzwerke haben sich zwar nicht spezifisch dem Thema Digitalisierung verschrieben, bieten aber ebenfalls Zugang zu Digitalthemen, wie dies beispielsweise beim AlphaZirkel der Fall ist. 

Start-ups können wertstiftend sein

In diesem Zusammenhang ist auch die Möglichkeit von Investments in digitale Geschäftsmodelle zu nennen. Einerseits sind Investitionen in Fonds im Private-Equity-Bereich bei einigen Familienunternehmen beliebt, da hiermit ein breiterer Zugang zu Start-ups & Scale-ups ermöglicht wird. Einige Unternehmen entscheiden sich zum Kauf von Start-ups, wie zum Beispiel durch Oetker mit dem Kauf von Flaschenpost geschehen. Das Halten von einer Vielzahl von Beteiligungen im Start-up-Bereich hat sich beispielsweise für Fiege Logistik und Haniel als wertstiftend bewährt. Start-ups sind ja schließlich auch Familienunternehmen in erster Generation. 

In jedem Fall ist es empfehlenswert, sich mit den verschiedenen Optionen zur Digitalisierung näher zu beschäftigen, da dies wesentlich zur Zukunftsfähigkeit der Familienunternehmen und damit auch des Landes beiträgt. 

Info


Dr. Gesa Miczaika eine der drei Partnerinnen von Auxxo Beteiligungen, das den Female Catalyst Fund aufgelegt hat. Zudem ist Gesa Miczaika im Vorstand des Bundesverbands Deutsche Startups.
  

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